In Deutschland gibt es derzeit rund
43.000 offene Stellen für IT-Experten. Damit ist die Zahl der freien
IT-Jobs im Vergleich zum Vorjahr um 5.000 angestiegen. Das entspricht
einem Zuwachs um 13 Prozent. Innerhalb von drei Jahren hat sich damit
die Zahl der unbesetzten Stellen um 23.000 mehr als verdoppelt. Das ist
das Ergebnis einer Studie zum Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte, die der
Hightech-Verband BITKOM.
Bei der repräsentativen Umfrage wurden
mehr als 1.500 Geschäftsführer und Personalverantwortliche von
Unternehmen aller Branchen befragt. Nach Einschätzung der befragten
Unternehmen bleibt der Fachkräftemangel ein gravierendes Problem. Jedes
zweite Unternehmen (50 Prozent) gibt an, dass aktuell ein Mangel an
IT-Spezialisten herrscht. Das sind zwar etwas weniger als im Vorjahr mit
58 Prozent, allerdings erwartet auch jedes zweite Unternehmen (50
Prozent), dass sich in Zukunft der Fachkräftemangel weiter verschärft.
Nur acht Prozent der Unternehmen meinen, dass der Fachkräftemangel
künftig eine geringere Rolle spielen wird.
Rund
18.000 der unbesetzten Stellen gibt es in der ITK-Branche selbst,
15.000 davon bei den Anbietern von Software und IT-Dienstleistungen.
Weitere 2.400 IT-Experten werden von Hardwareherstellern und Produzenten
von Unterhaltungselektronik gesucht, 600 von Anbietern von
TK-Dienstleistungen. Diese Verteilung spiegelt sich auch in den
gesuchten Qualifikationsprofilen wieder. Drei Viertel (75 Prozent) der
ITK-Unternehmen, die freie Stellen haben, suchen Softwareentwickler. Mit
deutlichem Abstand folgen IT-Berater (24 Prozent), Marketing- und
Vertriebsspezialisten (23 Prozent), Anwendungsbetreuer und
Administratoren (20 Prozent). Ebenfalls häufig gesucht werden
Projektmanager (8 Prozent) und IT-Sicherheits-Experten (7 Prozent).
Erstmals wurde in der Umfrage untersucht, für welche Aufgabenbereiche
die IT-Spezialisten benötigt werden. Ganz oben stehen mit 31 Prozent
betriebswirtschaftliche Anwendungen. Dicht dahinter folgen IT-Sicherheit
mit 28 Prozent und Cloud Computing mit 27 Prozent. Ebenfalls eine
kräftige Nachfrage gibt es bei den Themen Social Media mit 13 Prozent
sowie Programmierung von mobilen Webseiten und Apps mit 12 Prozent. Der
Boom bei Tablets und die Absatzrekorde bei Smartphones schlagen hier
unmittelbar auf den Arbeitsmarkt durch.
Weitere
25.000 unbesetzte Stellen gibt es bei den Anwendern von ITK-Lösungen in
den übrigen Branchen. Fast acht von zehn Unternehmen (79 Prozent), die
freie IT-Stellen haben, suchen Administratoren und Anwendungsbetreuer.
Mit deutlichem Abstand folgen IT-Berater mit 24 Prozent sowie
Software-Entwickler mit 11 Prozent. Auch bei den Anwendern wurde
erstmals gefragt, für welche Aufgabenbereiche IT-Spezialisten gesucht
werden. 62 Prozent suchen IT-Experten für betriebswirtschaftliche
Anwendungen. Mit großem Abstand folgen die Themen IT-Sicherheit (30
Prozent) und Cloud Computing (12 Prozent).
Die
Gehälter in der ITK-Branche sind im Branchenvergleich außerordentlich
gut, wie eine Auswertung von Daten des Statistischen Bundesamtes zeigt.
Im Jahr 2011 erhielten Vollzeitbeschäftigte in der ITK-Wirtschaft ein
Bruttojahresgehalt von durchschnittlich rund 59.000 Euro. Damit liegt
die Hightech-Branche rund 5.000 Euro vor dem Fahrzeugbau, 6.000 Euro vor
der chemischen Industrie und sogar etwa 8.000 Euro vor dem
Maschinenbau. Nur in der Energieversorgung, die allerdings anders als
die mittelständisch geprägte ITK-Branche von großen Konzernen dominiert
wird, wird mit 60.850 Euro etwas mehr gezahlt.
Der
BITKOM begrüßt, dass seit 1. August freie Stellen leichter durch
hochqualifizierte Ausländer aus Nicht-EU-Ländern besetzt werden können.
Die Bundesregierung hat dazu die „Blaue Karte EU“ in deutsches Recht
umgesetzt und so unter anderem die Verdienstgrenzen gesenkt. „Vor allem
für kleine und mittelständische Unternehmen ist das von entscheidender
Bedeutung“, sagte Kempf. Die Politik hat damit auf die Kritik der
Wirtschaft reagiert. Auf Basis des alten Zuwanderungsrechts lag die Zahl
der IT-Spezialisten, die zuletzt aus Ländern außerhalb der EU nach
Deutschland kamen, bei weniger als 2.500 pro Jahr.
Neben
einer verstärkten Zuwanderung muss aus BITKOM-Sicht das Interesse an
technischen Berufen und der Informatik bereits in der Schule geweckt
werden. Kempf fordert deshalb ein Pflichtfach Informatik in der
Sekundarstufe I. Dabei sei von entscheidender Bedeutung deutlich zu
machen, dass Informatik mehr ist als Programmieren. IT sei eine
Querschnittstechnologie, die alle Lebensbereiche berührt. Es gehe bei
der Arbeit mit Computern um Kreativität, Gestaltung und den Kontakt mit
Menschen.
An den
Hochschulen haben im vergangenen Jahr zwar 48.000 Studenten ein Studium
der Informatik begonnen, aber bei einer Abbrecherquote von rund 50
Prozent werden in einigen Jahren nur 20.000 bis 25.000 Absolventen übrig
bleiben. Der BITKOM fordert deshalb eine ausreichende Mittelausstattung
an den Hochschulen, und parallel dazu eine Anpassung der Lehre an das
veränderte Lernverhalten der Studenten. Intelligente Bildungsnetze seien
eine Möglichkeit, Ressourcen zu teilen und effizient einzusetzen.
Methodik:
Im Auftrag des BITKOM hat das Meinungsforschungsinstitut Aris 1.500
Geschäftsführer und Personalleiter von Unternehmen unterschiedlicher
Branchen befragt. Die Umfrage ist repräsentativ für die
Gesamtwirtschaft.
Quelle: BITCOM, Oktober 2012
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